Bremerhaven, Soziale Stadt Wulsdorf – Ringstraße
by Natascha Wasnick · Published · Updated
Foto: Sandelmann
Soziale Stadt Wulsdorf – Ringstraße
Stadt/Gemeinde
Bremerhaven
Quartier(e)
Wulsdorf – Ringstraße
Zahlen zu Stadt/Gemeinde und Quartier
Bremerhaven: ca. 114.000 Einwohner
Stadtteil: ca. 6.000 Einwohner
Quartier: ca. 1.000 Einwohner und ca. 350 Wohneinheiten
Bewohnerstruktur im Quartier
50 % aus 15 Nationen
50 % deutsche Staatsbürger, davon 45 % Roma und Sinti
Bebauung des Quartiers
Städtebaulich gliedert sich das Quartier in dreigeschossige Zeilenbauten der 50er- und 60er-Jahre in einfacher Bauweise sowie einen ursprünglich bis zu achtgeschossigen Klinkerbaukomplex bestehend aus fünf Gebäudeteilen aus dem Jahr 1967, der auf drei Geschosse zurückgebaut wurde.
Besondere Merkmale
Das Quartier Wulsdorf wurde 1999 als erstes Projekt in die „Soziale Stadt“-Förderung aufgenommen.
Entstanden Mitte der 1950er-Jahre zur Linderung der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg, stellte das Wohnquartier Wulsdorf – Ringstraße einen erheblichen
Kontrast zu seiner Umgebung dar, die aus Einfamilien- und Reihenhäusern besteht.
Kennzeichnend für das Quartier waren die großzügig bemessenen, teilweise aber wenig attraktiv gestalteten Freiflächen.
Projekt(e)
Soziale Stadt Wulsdorf – Ringstraße
Projektziele und Projektinhalt
„Soziale Stadt Wulsdorf – Ringstraße“ ist ein umfassendes, an vielen Punkten ansetzendes Konzept der STÄWOG für einen sozialen Brennpunkt. Es basiert auf der Gleichzeitigkeit von Abriss, Modernisierung, Neubau und einer organischen Weiterentwicklung des Wohnquartiers.
Die Neubebauung der abgeräumten 8.069 m² großen Fläche mit 18 Einfamilienhäusern stellt eine sinnvolle Ergänzung der im Umfeld vorhandenen Einfamilienhausbebauung dar. Die Modernisierung des Bereichs um den Spielplatz „1001 Nacht“ mit den aufstrebenden Flugdächern und den frischen Farben setzt ein bewusstes Zeichen gegen die Formensprache der 50er-Jahre, ohne diese bis zur Unkenntlichkeit zu verfremden. Der fantasievoll gestaltete Spielplatz wurde kurz vor Beginn des Quartierumbaus in enger Zusammenarbeit von Gartenbauamt und Bewohnern errichtet. Er hat über das Quartier hinaus eine wichtige soziale und kommunikative Funktion. Dorthin kommen auch Kinder und Eltern aus den umliegenden Einfamilienhausgebieten.
Die Reihenhäuser mit der zweigeschossigen Bauweise verbinden die Einfamilienhausbebauung mit den Mehrfamilienhäusern. Der Abriss im Bereich Wollerschlee schafft eine neue Nutzung, die für die Menschen in Wulsdorf eine wohnortnahe Versorgung demenziell Erkrankter darstellt.
Die Modernisierung der Gebäude Ringstraße 34 und Thunstraße 54 schafft neuen Wohnkomfort, senkt die Heizkosten und verringert wegen der Wärmeisolierung und der Nutzung solarer Energie den CO2-Ausstoß.
Die Grünanlagen sind gepflegt und die Wohnungen mit den Mietergärten sind sehr begehrt.
In der Thunstraße 60 ist in Zusammenarbeit mit der AWO Bremerhaven ein einzigartiges soziales Projekt namens „Anderland“ entstanden. In dem Gebäudekomplex leben Demenzkranke sowie eine Wohngruppe mit jungen, teils minderjährigen alleinerziehenden Müttern mit ihren Kindern. Im Idealfall profitieren die Demenzkranken und jungen Menschen durch den täglichen Kontakt voneinander.
Ein weiteres dreigeschossiges Gebäude wurde ohne Aufzug barrierefrei umgebaut. An das sog. „Spiralenhaus“ in der Ringstraße 36 – 40 wurde eine Rampe mit einer Steigung von 6 % befestigt, über die die drei Geschosse bequem mit Rollstuhl oder Kinderwagen erreicht werden können. Im davor angegliederten Außenbereich ist ein interkulturelles Gartenprojekt entstanden, das es Mietern mit unterschiedlichen Migrationshintergründen ermöglicht 1 x 6 m kleine Gartenparzellen zu pachten und unter Anleitung zu bewirtschaften. Durch den Verzicht auf den Aufzug steigen die Betriebskosten nicht, weil die Rampe im Gegensatz zu einem Aufzug weitestgehend wartungsfrei ist. Somit wurde barrierefreier Wohnraum geschaffen für Mieter/-innen mit geringem Einkommen.
Zentraler Bestandteil der Strategie für die Neuordnung des Quartiers war, die angestammten Mieter nicht zu verdrängen. Dabei kam der STÄWOG die große Erfahrung bei Wohnungsmodernisierungen zugute, die Sanierung nicht gegen, sondern ganz bewusst mit den Mietern gemeinsam betreibt. Eine solche Modernisierung ist ein Prozess, an dem Mieter und die STÄWOG als Vermieterin gemeinsam und miteinander arbeiten. Wichtig war von Anfang an, dass durch die Förderung im Programm „Soziale Stadt“ die Sanierung so gestaltet wurde, dass finanziell sensible Bewohner nicht durch zu große Mietsteigerungen belastet werden. Es gab und gibt im Quartier viele familiäre Beziehungen, die erhalten
bleiben sollten.
Erreichte Ziele:
- Erhaltung und Verbesserung der Sozialstruktur
- Abbruch von Wohnungen
- Modernisierung von Wohnungen
- Neubau von Wohnungen
- Veränderung der Eigentümerstruktur
- Verbesserung des Stadtbildes
- Veränderung des Wohnumfeldes
- Schaffung von Arbeitsplätzen
- Neue Dienstleistungsangebote
- Barrierereduzierung
- Klimaschutz
Projektpartner und Netzwerke
Stadt Bremerhaven: Komplementärmittel der Städtebauförderung
Land Bremen: Neubauförderung, Wohnraumförderung, Pilotprojekt Kleinwindkraftanlage
Bund: Soziale Stadt, Stadtumbau West
AWO, Amt für Jugend und Familie, inklusive Arbeitsprojekte, Stadtteilkonferenz
Projektleitung
STÄWOG
Handlungsfeld(er)
- Imageverbesserung und Öffentlichkeitsarbeit
- Soziale Aktivitäten und soziale Infrastruktur
- Wohnen und Wohnumfeld
- Gesundheitsförderung
- Umwelt und Verkehr
- Kultur und Bildung
- Sport und Freizeit
- Lokale Ökonomie
Sozialraumbezug
Das Projekt wirkt über den eigenen Bereich stabilisierend im Stadtteil.
Finanzierung und Förderung
Soziale Stadt, Stadtumbau West und Wohnraumförderung.