Mieter

Quartiersmanagement aus Sicht der Mietervereine

Durch die gesellschaftliche Veränderung hat sich das Zusammenleben in den Quartieren stark gewandelt. Immer weiter differenziert und polarisiert sich die Bevölkerung. Diese Veränderungen wirken sich besonders bei den sogenannten „Verlierern“ des Wandels aus. Die großen As (Arme, Arbeitslose, Alte, Alleinerziehende, Ausländer) und auch weitere Gruppen werden immer weiter ausgegrenzt. Das heißt auch, dass eine Ghettoisierung droht, und dies wird im Besonderen in den angespannten Märkten deutlich. Die viele Jahre erfolgreich funktionierenden Instrumente der Gesellschaft verlieren immer mehr an Bedeutung.

Dies zeichnet sich auch in der täglichen Beratung der Mietervereine ab. War früher in der Tätigkeit der Mietervereine ausschließlich die Mietrechtsberatung zwischen Mieter und Vermieter das Thema, sind die heute gestellten Fragen so vielschichtig und betreffen das Wohnen teilweise nur am Rande, so dass wir uns fragen müssen, ob wir in bestimmten Themenfeldern überhaupt noch beraten dürfen.

So reicht der Fragenkatalog vom Mietvertrag über Wohngeld/Hartz 4, Dolmetscherleistungen, Formulare und Verträge des täglichen Lebens bis hin zu Streitigkeiten in den Familien sowie in der Nachbarschaft. Insbesondere der letzte Punkt hat so zugenommen, dass immer mehr Mietervereine nun auch Mediatoren beschäftigen, um hier gegenzusteuern. Besonders wichtig wird dies bei dem für uns besonders schwierigen Problem, wenn ein Mitglied einen Streit mit einem anderen Mitglied hat.

Insofern begrüßen wir die Anstrengungen des vdw Niedersachsen Bremen mit seinen Mitgliedsunternehmen, mit dem Konzept des Quartiersmanagements die Lebenssituation der Bewohner/-innen benachteiligter Stadtquartiere zu verbessern. Wir unterstützen die Anstrengungen der Quartiersmanager, die Anwohner/-innen zu aktivieren, und helfen beim Bündeln von Investitionen, um den sozialen Zusammenhalt zu verbessern.

Insbesondere möchten wir herausstellen, dass die Mitgliedsunternehmen sich nicht scheuen, die Mitbewerber in den Teilmärkten mit in das Quartiersmanagement einzubinden. Auch dass frühzeitig der Mieterbund in Gespräche und Planungen eingebunden wurde, ist nicht laut genug zu betonen. Wir wünschen dem vdw mit seinen Mitgliedsunternehmen viel Erfolg, möchten aber darauf hinweisen, dass die Ursachen für die sozialen Probleme – Arbeitslosigkeit, Ausgrenzung, Bildungsnotstand – nicht vom Quartiersmanagement beseitigt werden können.

Randolph Fries

Geschäftsführer, Deutscher Mieterbund Niedersachsen-Bremen e. V.

Hr. Fries

Der DMB Niedersachsen-Bremen e. V. vertritt die Interessen von über 37 Mietervereinen, in denen mehr als 100.000 Mieterhaushalte organisiert sind. Der Landesverband strebt die einheitliche Wahrnehmung von Miet- und Wohnungsangelegenheiten der ihm angeschlossenen Vereine an. Auch setzt er sich für die Gestaltung eines sozialen Wohn-, Miet- und Bodenrechts im Rahmen einer sozialen Wohnungspolitik ein.

Der Verband informiert und betreut die ihm angeschlossenen Vereine in Fragen der einschlägigen Gesetzgebung sowie der Rechtsprechung. Die Rechtsberatung für Mieter ist die Aufgabe der örtlichen Mietervereine.