Forschung

Untersuchung von Spannungsfeldern in der aktiven Quartiersentwicklung

Quartiere und Siedlungsareale sind für den überwiegenden Teil der Bevölkerung das unmittelbare Wohn- und Arbeitsumfeld und bilden für diese Menschen den eigentlichen Lebensraum. Dieser Lebensraum bietet die Infrastruktur des Alltags und ermöglicht seinen Bewohnern und Besuchern eine Form der Identifikation. Gerät ein Quartier aus seinem sozialen, ökologischen oder ökonomischen Gleichgewicht, nimmt die Lebens- und Arbeitsqualität ab. Es entstehen Spannungsfelder, welche aus Sicht der Raumforschung durchaus von besonderem Interesse sind.

Solche Entwicklungen in Quartieren führen i. d. R. zu Anpassungen, welche in forschungsrelevante Hypothesen abgeleitet werden können, z. B.

  • die Betrachtungszeiträume für Investitionsentscheidungen und Finanzplanungen verengen sich zusehends: die Qualität von Beteiligungskulturen und erstellter Infrastruktur mögen dadurch spürbar eingeschränkt werden
  • der Immigrationsdruck steigt zunehmend: soziale Spannungen sind vielfach die Folge das Bedürfnis nach Mobilität wächst kontinuierlich: der zunehmende Verkehr mindert Wohn- und Arbeitsqualität
  • der Trend zum urbanen Wohnen verstärkt sich zunehmend: dies fördert die Entmischung in der Bevölkerung und im lokalen Arbeitsmarkt von Quartieren

Die Entwicklung eines praxisorientierten Leitfadens zur Bewältigung der spannenden Herausforderung einer nachhaltigen Quartiersentwicklung liegt im besonderen Interesse des wohnungswirtschaftlichen Fachgebietes der HAWK.

Ein denkbares, praxisorientiertes Vorgehensmodell könnte dabei wie rechts dargestellt strukturiert werden.

Dabei sind für die zu untersuchenden Spannungsfelder insbesondere

  • Trends und Rahmenbedingungen
  • Chancen
  • Risiken
  • und Akteure

zu identifizieren und anschließend näher zu beschreiben.

Wir interessieren uns dabei insbesondere für das Zusammenspiel dieser Merkmale in den beschriebenen Spannungsfeldern und welche Leitsätze und Maßnahmen daraus formuliert werden können.

Beispielhaft für das Risiko im Spannungsfeld „Quartierorganisation und Politik“ sind die überdurchschnittlichen Fluktuationsraten im Quartier, ein kaum vorhandener Informationsfluss zwischen Behörden und Quartierbewohnern sowie ein mangelndes Interesse der Quartierbewohner an der Mitgestaltung. Als mögliche Chance könnte eine frühzeitige Potentialerkennung des eigenen Quartiers auf allen Ebenen der Beteiligten dagegen halten.

Denkbare Ansätze zur Formulierung der Leitsätze wären die Erhöhung der Akzeptanz durch gegenseitige Informationsbeschaffung oder die Abgabe der Verantwortung an die Quartierbewohner, um dadurch Identität und Verbundenheit zu schaffen. Dabei könnten die Ebenen der Sozialen Medien aktiv mit eingebunden werden, um auch aus Forschungssicht weitere Erkenntnisse am Zusammenwirken der Akteure aufzuzeigen: Die Betrachtung von schlagwortbezogenen Inhalten in den Sozialen Medien bietet wertvolle Erkenntnis über Meinungsführerschaften, Reichweiten und Engagement zu quartiersbezogenen Sachverhalten und Themen und kann allen Akteuren bei der Maßnahmenplanung dienlich sein. Auch hier liegt das Forschungsinteresse der HAWK, dies inhaltlich aktiv mit zu begleiten und in einem Leitfaden abzubilden.

Nern_Grafik zum Artikel

Quelle: Eigene Darstellung nach Bundesamt für Raumentwicklung ARE, 2015

Prof. Dr. Thomas Nern

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Holzminden
Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen
Studiengangleiter Immobilienwirtschaft und -management

Hr. Prof. Dr. Nern

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An der HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen wird ein enger Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden gepflegt. Überschaubare Studiengruppen und viel Miteinander unter den Studierenden sorgen für eine sehr gute Gemeinschaft.

Am HAWK-Standort Holzminden werden sechs Bachelor- und drei weiterführende Masterstudiengänge angeboten. Sie lassen sich zusammenfassen in drei Fachbereiche: Management, Soziale Arbeit und Bauen.

Aktuell zählt der Standort rund 1.350 Studierende – das ist im Hinblick auf die etwa 20.000 Einwohner Holzmindens beachtlich und trotzdem gut überschaubar.