Quartiersentwicklung als Chance für innovative Versorgungsstrukturen
Die AOK Niedersachsen hat das Ziel, ihren Versicherten Sicherheit, Kompetenz und Fürsorge im Krankheits- und Pflegefall zu bieten. Bei der Entwicklung innovativer Versorgungspakete, die insbesondere ältere Menschen und deren Angehörige wirksam unterstützen, haben die aktuellen Wünsche und Bedarfe der Versicherten für uns einen hohen Stellenwert. Die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege aus Februar 2017 zeigen, dass 70 % der Befragten zuhause gepflegt werden möchten (A) und dies möglichst durch einen Versorgungsmix aus familiärer und professioneller Pflege. Die professionelle Pflege soll mehr Zeit für persönliche Zuwendung und Kommunikation haben, wünschen sich 68 % (B). Ferner ist 54 % der Befragten der Erhalt der Selbständigkeit und Mobilität (C) und für die Hälfte der Befragten (52 %) eine Infrastruktur, welche die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht (D), sehr wichtig.
Parallel zu den Erwartungen und Wünschen der Menschen sehen wir uns u. a. mit einem Fachkräftemangel, der Zunahme der Anzahl älterer Menschen, der Pflegebedürftigkeit, der dementiellen Erkrankungen sowie der zunehmenden Belastung der Familienpflege konfrontiert. Es ist offensichtlich, dass die zukünftige Gestaltung der pflegerischen und medizinischen Versorgung eine enorme Herausforderung ist und alle Beteiligten aufgefordert sind, innovative und kreative Ansätze jenseits der gegenwärtigen Strukturen und gesetzlichen Vorgaben zu entwickeln. Der Trend zur Ambulantisierung der Pflege erfordert zukünftig neue Versorgungsangebote, die die derzeitigen sektoralen Grenzen zwischen ambulanter, teilstationärer und stationärer Versorgung besser verzahnen. Hier gibt es aufgrund der aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen Restriktionen, die nur verändert werden können, wenn Praxisbeispiele den Nachweis erbringen, dass eine Aufhebung der Sektorengrenzen bei gleichzeitiger Neugestaltung des Leistungsrechts der Kranken- und Pflegeversicherung sowie der Sozialhilfe eine passgenauere Versorgung für die Betroffenen zur Folge hat.
Die AOK Niedersachsen sieht die Notwendigkeit, dass sich die medizinische und pflegerische Versorgung zukünftig am Sozialraum (Quartier) orientieren muss. Das dortige Lebensumfeld mit seiner Wohnsituation, sozialen Bezügen, der Infrastruktur sowie der Versorgungsstruktur ist die Grundlage für die Entwicklung innovativer bedarfsgerechter Versorgungskonzepte. Im Quartier ist es möglich, die von den Menschen gewünschten Pflegesettings zu verwirklichen, die einer wohnort- und familiennahen Beratung und Begleitung durch einen Mix familiärer, nachbarschaftlicher und professioneller Unterstützung bedürfen.
Auch die Akteure der Wohnungswirtschaft sind herausgefordert, Antworten auf den demografischen und den sozialen Wandel mit der Folge von Altersarmut, Fachkräftemangel, Infrastrukturdefiziten – insbesondere in ländlichen Regionen – sowie der Verknappung familiärer und informeller Hilfearrangements zu finden. Sie müssen für ihre Kunden bedarfsgerechte bauliche Angebote schaffen, die soziale sowie unterstützende technische Dienstleistungen einschließen, um die Verweildauer der Mieter/-innen in der Wohnung zu verlängern. An dieser Stelle treffen sich die Ziele und Aufgaben des vdw Niedersachsen Bremen und der AOK Niedersachsen. Quartiersentwicklung ist eine Querschnittsaufgabe der Akteure vor Ort wie Kommunen, Gesundheits- und Pflegewirtschaft, Kranken- und Pflegeversicherungen, Wohnungsunternehmen und der bürgerschaftlichen Initiativen. Es liegt also nah, dass sich die AOK Niedersachsen im Fachausschuss Quartiersentwicklung des vdw Niedersachsen Bremen als beratendes Mitglied engagiert. Gemeinsam wollen wir mit Hilfe von Quartiersentwicklung und Quartiersmanagement das Zusammenleben im Quartier fördern und einen Beitrag leisten, um die unterschiedlichen Akteure vor Ort miteinander zu vernetzen und aktiv die Entwicklung partnerschaftlicher und partizipatorischer Wohn- und Versorgungssituationen zu gestalten.
Helmut Glenewinkel
Geschäftsführer Gesundheitsmanagement Pflege, AOK Niedersachsen
Die AOK – Die Gesundheitskasse für Niedersachsen ist mit über 2,6 Millionen Versicherten die mitgliederstärkste Krankenversicherung in Niedersachsen.
Das Angebot an Behandlungsprogrammen und Gesundheitskursen – auch für pflegende Angehörige – unterstützt AOK-Versicherte, gesund zu werden und gesund zu bleiben. Persönliche Nähe ist wichtig. Darum ist die AOK mit 121 Standorten in Niedersachsen vor Ort. Über 6.800 Mitarbeiter/-innen engagieren sich unbürokratisch für die Bedürfnisse der Versicherten und der rund 150.000 Firmenkunden.